ERP-Systeme aus der Cloud (Teil 6) Infor startet mit Multi-Tenant-Cloud-Modell durch
Von Dr. Dietmar Müller 3 min Lesedauer
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Infor (Deutschland) GmbH
Infor mit Hauptsitz in New York City ist in den vergangenen Jahrzehnten durch zahlreiche Akquisitionen gewachsen und auch in Deutschland eine Größe im Markt für Enterprise Resource Planning (ERP). Derzeit arbeiten über 60.000 Unternehmen in mehr als 175 Ländern mit Infor-Lösungen. Wir sprachen mit Wolfgang Kobek.
Seit Mitte 2020 wird es als eigenständige Tochtergesellschaft des Investors Koch Industries geführt. Wolfgang Kobek war 2022 zum ERP-Hersteller zurückgekehrt, nachdem er früher schon mehrere Jahre führende Positionen innehatte, etwa als Geschäftsführer. Nun gehört er dem obersten Führungsstab an und fungiert aktuell als Executive Vice President und General Manager International Business.
CloudComputing-Insider: Herr Kobek, Sie kennen Infor vermutlich besser als jeder andere – was hat sich geändert, seit Koch Industries das Unternehmen übernommen hat?
Wolfgang Kobek: Schon 2017 hatte Koch Industries in Infor investiert und 2020 schließlich die vollständige Akquisition getätigt. Als eine der größten nicht börsennotierten Unternehmensgruppen der Welt bietet Koch für uns das Fundament für die Weiterentwicklung von Infor. Die Möglichkeit zur Innovation und natürlich auch die von Koch sind eine ideale Grundlage für die technologische Weiterentwicklung der Lösungen von finanzielle Stärke Infor, wobei Infor jährlich rund 1,5 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung sowie in den Support seiner Produkte investiert.
Infor fährt – anders als noch vor zehn Jahren – heute eine „Cloud-first“-Strategie. Warum sollten sich Unternehmen für die Infor Cloud entscheiden?
Kobek: Seit langem schon verfolgt Infor den Ansatz, seinen Kunden Lösungen anzubieten, die ihren jeweiligen branchenspezifischen Anforderungen möglichst ideal entsprechen. Dazu stehen unsere Teams in engem Kontakt mit unseren Kunden und holen von ihnen Feedback ein, auf dessen Basis wir unsere Lösungen weiterentwickeln. Darüber hinaus aber zeichnet sich Infor dahingehend aus, dass wir als bislang einziger Provider auf dem Markt unsere branchenspezifischen Cloud-Lösungen als Multi-Tenant-Cloud-Modell anbieten können. Das bedeutet: Unsere Kunden teilen sich eine gemeinsame technologische Infrastruktur – powered by Amazon Web Services (AWS). Dieses Modell ist deutlich flexibler, da die Kunden von den Vorteilen des Elastic Computings profitieren und diese je nach ihren Bedürfnissen nutzen können. Anders als bei einer gehosteten oder Single-Tenant-Lösung kann Infor seine Forschung und Entwicklung auf eine einzige Multi-Tenant-Plattform konzentrieren, so dass alle Kunden von den kontinuierlichen Entwicklungen profitieren können, ohne das System aktualisieren zu müssen. Kunden können so von Best Practices für ihre jeweilige Branche profitieren.
Welche neuen Trends machen Sie aus, die das ERP aus der Cloud in den kommenden ein, zwei Jahren tangieren werden?
Kobek: Natürlich ist ChatGPT aktuell in aller Munde, aber bereits zuvor hat sich Künstliche Intelligenz (KI) als nächster großer ernstzunehmender Trend etabliert. Damit einher gehen natürlich auch Spekulationen, ob KI dafür sorgen wird, dass viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren werden und eine „Maschine“ ihren Job übernehmen wird. Diese Sorge ist unbegründet – KI wird die Arbeit von Menschen unterstützen. Wir werden letztlich davon profitieren, dass KI uns unproduktive, repetitive Aufgaben abnehmen wird, wodurch sich die Beschäftigten auf wertschöpfende Aufgaben konzentrieren können.
Wie will Infor die KI in seine Lösungen integrieren? Welchen Nutzen versprechen Sie sich?
Kobek: Wir haben schon 2017 mit Infor Coleman eine KI-Applikation vorgestellt, die seither in allen Infor CloudSuites integriert wurde. Sie dient als digitale Assistenz für ihre Nutzer, die Routineaufgaben automatisiert und auf Basis von vorliegenden Daten und Informationen eigenständig aufbereitet und Empfehlungen ausspricht. Über ein gesondert entwickeltes, inklusiv gestaltetes User-Interface ist dabei auch eine Nutzung per Sprachsteuerung möglich. Zum Thema ChatGPT und anderen generativen KI-Modellen untersuchen wir aktuell mit unserem Partner AWS, wie diese unsere aktuellen NLP-Lösungen und unser KI-Ensemble ergänzen können.
„Cloud-first“ gilt heute – welche Vision verfolgt Infor morgen, wo wollen Sie über die Cloud hinaus hin?
Kobek: Die Cloud hat uns den technologischen Unterbau für weitere Innovationen geliefert und ist die perfekte Grundlage, um über unseren eigenen Tellerrand hinauszublicken. Infor ist gut positioniert, um Kunden dabei zu unterstützen, die Automatisierung in ihren Unternehmen schnell zu skalieren. Dadurch erreichen sie ihre Geschäftsziele schneller und verhelfen gleichzeitig ihren Beschäftigten zu mehr Zeit für wertschöpfende Aufgaben. Infor möchte für seine Kunden ein Ökosystem schaffen, in dem die Lösungen – dank der Cloud-Plattform Infor OS – Systeme und Prozesse in eine sehr heterogene Umgebung integrieren können. Dadurch bestehen weiterhin Wahlmöglichkeiten und unsere Partner können Anwendungen entwickeln, die unsere Fähigkeiten innerhalb des Infor-Marketplaces ergänzen und erweitern.
Herr Kobek, wir danken für das Gespräch!
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